Erlebst Du gerade einen Tiefpunkt in Deinem Job?
Machst Du daraus ein Drama oder ergreifst Du die Chance, die daraus entsteht?
Wir alle sind als Menschen so gestrickt, dass wir Tiefpunkte am liebsten vermeiden möchten, sei es im Business oder im Leben überhaupt. Jeder, der im beruflichen Leben unterwegs ist, erlebt bestimmt ab und zu vorübergehende Tiefpunkte und Rückschläge. Egal wie gut Deine Expertise oder Deine Planung ist, wie gut Du Dich auf alle möglichen Situationen auch vorbereitest, das Leben lässt sich nicht zu 100 Prozent vorhersehen oder gar berechnen.
Eine solche Erfahrung musste ich leider auch einmal machen, als ich 1990 noch in Belgien angestellt war und von einem längeren Einsatz im Ausland zurückkam. Überrascht musste ich feststellen, dass meine damalige Abteilung aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden war. Man hatte einfach vergessen, mich rechtzeitig darüber zu informieren, und alle Kollegen waren bereits weg. Da Kündigungen in Belgien wegen des strengen Arbeitnehmerschutzes sehr teuer sind, bot man mir als Alternative einen Job als Motorenverkäufer an – in der Hoffnung, ich würde von selbst kündigen und man könnte auf diese Weise die Kosten für die Firma einsparen.
Drama oder Chance?
Nun hätte ich mich leicht in ein Drama hineinmanövrieren können – mit den entsprechenden Konsequenzen. Meine ursprünglichen Erwartungen waren überraschend erschüttert worden. Meine Pläne fielen in sich zusammen. Ich hätte mein Schicksal beklagen, meinen Arbeitgeber beschuldigen und mich noch weiter in einen negativen Kreislauf hineinbegeben können. Doch ich bin ruhig geblieben und hielt Ausschau nach einer Lösung.
Anstatt gegen diese Situation anzukämpfen oder in Panik zu geraten, habe ich nach einigem Überlegen die darin liegende Chance erkannt – ich konnte die Energie, die auf den ersten Blick gegen mich gerichtet war, letztendlich zu meinem Vorteil und sogar zum Vorteil meiner damaligen Firma nutzen.
Ich erinnerte mich wieder an meinen langgehegten Traum, mich einmal selbständig zu machen. Das war der Schlüssel zu einer Lösung, wie sie besser nicht sein konnte: Ich bot meiner Firma an, sie freiwillig zu verlassen, doch mit dem Status einer dreijährigen unbezahlten Festanstellung. So würde ich die Zeit nutzen, um mein eigenes Unternehmen aufzubauen, und könnte im Falle eines Scheiterns wieder dorthin zurückkehren. Meine Firma würde auf diese Weise die erheblichen Kündigungskosten einsparen und müsste für mich keinen faulen Kompromiss eingehen. Für mich lag der Gewinn darin, dass ich endlich meinem Traum folgen konnte – und das mit der Sicherheit im Rücken, nach dem Ablauf von drei Jahren notfalls zu meinem Arbeitgeber zurückkehren zu können. Ich baute also meine eigene Firma auf und siedelte sie wegen eines Großauftrags schließlich in der Schweiz an. Viele Jahre später konnte ich sie erfolgreich an meinen jetzigen Arbeitgeber verkaufen.
Eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten
Die Fähigkeiten, die mir dabei besonders geholfen haben, waren Sachlichkeit, eine gute Portion Verhandlungsgeschick sowie Einfühlungsvermögen in die Belange der „Gegenseite“. Es war mir wichtig, eine allumfassende Lösung zu finden, die für beide Seiten stimmig war. Weil ich ruhig bleiben konnte und meinen Emotionen der Enttäuschung und des Ärgers nicht zu stark nachgegeben habe, war ich in der Lage, die immense Chance zu erkennen, die sich mir gerade bot – obwohl aller Anschein zunächst vollkommen dagegen sprach.
Man kann sagen, dass mir diese Krise, die mich so plötzlich aus meiner Komfortzone katapultiert hatte, einen ganz neuen beruflichen Weg eröffnet hat. Ich habe daraus gelernt, jede Situation erst einmal wertfrei für mich zu analysieren, um die darin verborgene Chance auf jeden Fall zu entdecken – und sie dann auch zu ergreifen! Es gilt, nicht zu lange zu zögern, sondern dem eigenen inneren Antrieb vertrauensvoll zu folgen, auch wenn der neue Weg neu ist und erst einmal Mut erfordert.
„Just do it!“
Wenn Dein Herz dafür schlägt, folge also unbeirrbar Deinem selbst gewählten Weg! Habe den Mut, Deinen inneren Impulsen zu vertrauen, auch wenn die Welt um Dich herum Dich zunächst nicht versteht oder Dir davon abrät. Nur Du selbst weißt, was Dir wichtig ist und was Dich inspiriert.
Nun zu Dir.
Stelle Dir folgende Fragen: Hast Du auch schon einmal einen Tiefpunkt erlebt, der Dein gewohntes Denken erschüttert hat, und was hast Du daraus gemacht? Hast Du eine gute Lösung finden können oder steckst Du noch mitten im Prozess? Welche „Pros“ und „Kontras“ bewegen Dich innerlich?
Wenn Du Dir noch mehr Erkenntnisse dazu holen möchtest, lies Dir Kapitel 6 meines Buches „Das Geschäft bist Du“ durch – dort findest Du weitere Aspekte und Anregungen zum Thema „Aufs und Abs“.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Freude dabei und bin gespannt auf Deine Kommentare!
Herzliche Grüsse
Patrick Vergult
Good is not enough
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