Du bist Mitglied eines Teams, ihr arbeitet an einem gemeinsamen Projekt und Du bemerkst, dass es nicht richtig Hand in Hand läuft

Ihr arbeitet nicht mehr wirklich zusammen, sondern jeder einzelne verfolgt in erster Linie seine eigenen, persönlichen Ziele und Bestrebungen, die er für wesentlich hält. Die Kommunikation zwischen euch versandet und reicht nicht mehr aus, um eure unterschiedlichen Standpunkte miteinander zu harmonisieren. Unterschwellig dreht mit der Zeit jeder sein eigenes Ding, ohne sich mit den anderen abzusprechen. Euer Kunde spürt die fehlende Teamleistung und macht Druck, es gibt erste Reklamationen und ihr fangt an, euch gegenseitig zu beschuldigen. Jeder sucht den Fehler eher bei den anderen als bei sich selbst.

Aus all diesem wird ersichtlich, ihr habt eure gemeinsame Basis, euer übergeordnetes Ziel aus den Augen verloren. Und euer Teamleiter scheint es nicht wirklich zu bemerken oder reagiert zumindest nicht angemessen darauf.

Was kannst Du als Teammitglied tun?

Wie ist es möglich, alle Beteiligten wieder auf eine gemeinsame Ebene zu bringen, ohne dass Du Dich selbst auf Kosten des Teamleiters zu stark profilierst?

Wichtig ist auf jeden Fall, immer das Beste für eure Kunden im Auge zu behalten. Du solltest also nicht einfach die Rolle des Leiters übernehmen und ihm damit zuvorkommen, sondern mit einem gewissen Fingerspitzengefühl vorgehen. Wenn Du zu weit „vorpreschst“, ohne Dich mit Deinem Teamleiter zuvor abgestimmt zu haben, könnte eine kämpferische Dynamik entstehen – Du würdest ihm damit ungewollt in den Rücken fallen und er könnte vor den anderen Teammitgliedern sein Gesicht verlieren.

Wie suche ich das Gespräch mit Meinem Teamleiter?

Schildere ihm offen und sachlich die Situation, wie sie sich aus Deiner Sicht darstellt – ohne Schuldzuweisung an irgend jemanden, aber auch ohne Beschönigung. Eventuell hat er ja auch bereits eine ähnliche Beobachtung wie Du gemacht und hatte nur noch nicht die Zeit, sich darum zu kümmern. Dabei kannst Du auf drei ganz unterschiedliche Reaktionen von ihm stossen.

Reaktion 1:

Er ist gar nicht offen für Deine Mitteilung und blockt ab, weil er Deine Wahrnehmung nicht teilt.

  • Fazit: Ab diesem Punkt liegt die Verantwortung allein bei Deinem Teamleiter und nicht mehr bei Dir. Du hast Dein Möglichstes getan. Du hast auch nichts falsch gemacht – im Gegenteil. Wenn Dein Teamleiter nicht die Selbstreflexion besitzt, sich selbst (oder die Situation im Team) kritisch zu hinterfragen und sich eventuell einzugestehen, dass er etwas übersehen hat oder dass nicht alles rund läuft, dann muss er die Folgen letztlich alleine verantworten. Auch er ist – wie jeder Mensch – nicht davor gefeit, Fehler zu machen, und wird schließlich aus den Konsequenzen lernen müssen. Tut er es nicht, ist er auf die Dauer nicht als Führungsperson geeignet.

Reaktion 2:

Er ist offen für Deine Beobachtung und hört Dir konzentriert zu. Deine Wahrnehmung sieht er jedoch anders.

  • Fazit: Die Sache ist noch nicht verloren. Vereinbare mit Deinem Teamleiter, euch nach dem Verlauf eines bestimmten Zeitraums noch einmal über das Thema auszutauschen, z. B. nach 14 Tagen. Während dieser Zeit kann Dein Teamleiter für sich überprüfen, ob er zu ähnlichen Ergebnissen kommt wie Du, und je nachdem lösungsorientierte Massnahmen einleiten.

Reaktion 3:

Er schätzt Deine Meinung und bedankt sich bei Dir, weil Du auf ihn zugekommen bist. Ihr überlegt gemeinsam, wie ihr die Situation im Team zum Besseren verändern könnt. Du bietest ihm Deine Unterstützung an, da Du das Vertrauen der anderen Teammitglieder geniesst und ihre Sicht der Dinge aus nächster Nähe kennst.

  • Fazit: Dies ist der ideale Lösungsansatz. Es wird euch gelingen, den Blick des Teams wieder auf euer eigentliches, übergeordnetes Ziel zu lenken. Euer gemeinsamer Erfolg und der eurer Firma ist somit gewährleistet. Dein Gewinn bei der Sache ist ausserdem, dass Du Dein Vertrauen in Dich selbst und in Deine Wahrnehmung gestärkt hast. Dein umsichtiges Vorgehen hat sich für das gesamte Team – und letztlich für Deine Firma und den Kunden – als wertvoll erwiesen. Euch allen wird die gemeinsame Arbeit bald wieder mehr Freude machen und ihr reibt euch nicht auf Nebenschauplätzen unnötig auf. Und wer weiss, vielleicht werden Dir in Zukunft auch einmal Teamleitungsaufgaben übertragen?

Zu guter Letzt wäre es nun an Deinem Teamleiter, Dein Engagement auch vor dem Team anzuerkennen und Deine Unterstützung lobend zu erwähnen: Du hast souverän, weitblickend und proaktiv gehandelt und bist dabei Deinem Gefühl für Stimmigkeit gefolgt. Ein guter Leader erkennt dies und weiss dies absolut zu schätzen – er wird sein Team jederzeit ermutigen, mit Anmerkungen und Vorschlägen zu ihm zu kommen. Ein schlechter Leader würde die Blumen für sich behalten und den Erfolg alleine für sich verbuchen. So zu handeln wäre sehr schade, denn es motiviert Dich sicher nicht gerade, in einer ähnlichen Situation noch einmal auf ihn zuzugehen.

Hast Du eine solche Situation schon einmal erlebt und wie hast Du Dich in diesem Augenblick verhalten? Findest Du es schwierig, auf diese Weise auf Deinen Teamleiter zuzugehen? Oder besteht eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen euch, so dass Dir ein solcher Schritt leicht fällt?

Wenn Du noch mehr über dieses Thema erfahren möchtest, lies Dir Kapitel 4 meines Buches „Das Geschäft bist Du“ noch einmal durch – dort findest Du weitere Aspekte und Anregungen zum Thema Teamleistung.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Freude dabei!

Herzliche Grüsse
Patrick Vergult

Good is not enough